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Werk der Woche – Pierre Jalbert: Ephemeral Objects

Am 28. Februar feiert die Komposition Ephemeral Objects für Klavier und Violoncello von Pierre Jalbert ihre Uraufführung. Anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums hat die Middlebury Performing Arts Series das Stück in Auftrag gegeben. David Finckel (Cello) und Wu Han (Klavier) werden im Middlebury College, im US-Bundesstaat Vermont, das Werk spielen.

Jalbert sagt über Ephemeral Objects, es bestehe aus sieben kontrastierenden Sätzen, die einzeln, in bestimmten Gruppierungen oder als kompletter Zyklus aufgeführt werden können. Die Musik sei mal zeitlos schwebend, mal liedhaft oder wild wie in einem Scherzo. Auch könne man Einflüsse von französisch-kanadischen Volksliedern und gregorianischem Choral hören. Für experimentelle Klänge lotete Jalbert die klanglichen Möglichkeiten der Instrumente, inklusive Inside-Piano-Effekten, aus. Der letzte, rhythmisch treibende Satz führe das Stück seinem bravourösen Finale zu.

Starke Gestik und Vitalität zeichnen Pierre Jalberts Musik aus und ziehen den Hörer unmittelbar in ihren Bann. Durch ihre reichen Klangfarben und die üppige Harmonik ist sie dramatisch fesselnd, dabei jedoch stets logisch aufgebaut. – American Academy of Arts and Letters

Jalberts Kompositionsstil wurde von einer Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse geprägt: Seine Familie stammt aus Quebec, er selbst wuchs im nördlichen Vermont auf. Durch seine frühen Vorliebe für französische und englische Volkslieder sowie für katholische liturgische Musik entstand sein tiefer Respekt für eine Musik, die kraftvoll kommuniziert.

Am 1. März wird das Duo noch einmal Ephemeral Objects im Laidlaw Performing Arts Center der University of South Alabama spielen.

Werk der Woche – Christian Jost: Egmont

Am 17. Februar findet die Uraufführung der neuen Oper von Christian Jost, Egmont, in Wien statt. Zum Beethoven-Jahr 2020 hat der Intendant des Theaters an der Wien, Roland Geyer, das Werk in Auftrag gegeben. Michael Boder wird die Oper dirigieren, Regie führt Keith Warner und auf der Bühne stehen neben anderen Angelika Kirchschlager, Maria Bengtsson, Edgaras Montvida und Bo Skovhus. 

Egmont basiert auf dem gleichnamigen Trauerspiel von Goethe, zu dem Beethoven seine berühmte Egmont-Ouvertüre schrieb. Christoph Klimke und Jost haben ein neues Libretto verfasst und die Besetzung gegenüber dem Drama sechs Personen reduziert.

Die Handlung schildert den Aufstand der Niederländer gegen die spanische Herrschaft im 16. Jahrhundert. Prinz Egmont von Gaure wird darin als Verfechter von Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit gezeigt. Diese Themen haben Beethoven ein Leben lang beschäftig. Trotzdem werden in der Oper auch aktuelle Fragen und Konflikte verhandelt: Jost geht der Frage nach, inwieweit eine Gesellschaft manipulierbar ist und ab wann ein System unabhängig von seinen moralisch-ideologischen Werten zum Kippen gelangt. Das musikalische Material seiner Oper hat Jost in komplexer Dichte und mit vorwärts drängenden Rhythmen gestaltet.

 Christian Jost – Egmont: Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit

 In meiner Oper kommt auch ein ganz anderer Teil Beethovens vor: Ausschnitte aus seinem berührenden Brief „An die unsterbliche Geliebte“. In einem fragil ziselierten Stimmensatz führt uns der konstant sechsstimmige Chor ins Innere der Figuren und hinter die Masken ihrer gesellschaftlichen Funktionen. – Christian Jost

Vier weitere Aufführungen von Egmont werden bis zum 26. Februar im Theater an der Wien folgen. Am 30. März, sechs Wochen später, wird das Gran Théâtre de Genève eine weitere Oper von Jost zur Uraufführung bringen: Voyage vers l’espoir (Reise der Hoffnung). Die deutsche Erstaufführung von Egmont wird in der Spielzeit 2020/2021 am Theater Bielefeld zu sehen sein.

Werk der Woche – Julian Anderson: Litanies

Am 12. Februar wird Pascal Rophé ein Konzert des Orchestre National de Radio France mit dem Cellisten Alban Gerhardt als Solist dirigieren. Im Rahmen des Festival Présences findet in diesem Konzert die Uraufführung von Litanies für Cello und Orchester von Julian Anderson statt.

Litanies ist eine gemeinsame Auftragskomposition von Radio France, der Hong Kong Sinfonietta, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, des Norske Kammerorkester, des Swedish Chamber Orchestra und des Orchestre de Chambre de Lausanne. Dieses dritte Solokonzert von Anderson folgt auf das Violinkonzert In Lieblicher Bläue und The Imaginary Museum für Klavier und Orchester.

Der traditionellen dreiteiligen Liedform folgend, wenn auch ohne Pause, weist das Konzert einen zentralen langsamen Abschnitt mit lyrischen Passagen auf, die die gesanglichen Qualitäten des Instruments ausschöpfen. Der Choral am Ende dieses Abschnitts wurde in Erinnerung an Andersons verstorbenen Freund, dem Komponisten und Dirigenten Oliver Knussen, geschrieben. Die schnelleren Eröffnungs- und Schlussteile stehen dieser zentralen Bewegung gegenüber und schließen mit einem lebhaften Finale, das seine Inspiration aus dem Tanz nimmt.

Julian Anderson – Litanies: “incantatoire Stil”

Der zentrale langsame Abschnitt geriet mir zu einem ausgedehnten Trauergesang. Bis zu einem gewissen Grad drängte sich der beschwörende, incantatorische Charakter der Musik mehr und mehr in den Vordergrund. Litanies ist mein Beitrag zu dem sogenannten “style incantatoire”. – Julian Anderson

Im Verlauf des Frühjahrs folgen weitere Aufführungen von Litanies mit Alban Gerhardt: bei der Hong Kong Sinfonietta (21. März), dem City of Birmingham Symphony Orchestra (2. April) und beim Norske Kammerorkester (12. Mai).

Werk der Woche – Gerald Barry: Alice’s Adventures Under Ground

Am 3. Februar wird die Oper Alice’s Adventures Under Ground von Gerald Barry im Royal Opera House ihre szenische Uraufführung erleben. Bei der Produktion dirigiert Thomas Adès, Antony McDonald führt Regie. Barry komponierte die Oper zwischen 2013 und 2015 für eine konzertante Uraufführung mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra.

Alice’s Adventures Under Ground ist Barrys sechste Oper. Vorausgegangen war The Importance of Being Earnest nach Oscar Wilde wird seit seiner Uraufführung 2011 regelmäßig auf der ganzen Welt aufgeführt. Die Handlung von Alice’s Adventures Under Ground basiert auf den bekannten Büchern Alice’s Adventures in Wonderland und Through the Looking-Glass von Lewis Carroll. Der Komponist schrieb das Libretto selbst. Wie in der vorhergehenden Oper entkernt Barry die Handlung gründlich und zerlegt sie in ein einstündiges surreal-witziges Kondensat mit zugkräftiger Musik.

Gerald Barry – Alice’s Adventures Under Ground: eine surreale und witzige Geschichte

Der Roman ist von seiner Anlage her bereits dramatisch und ein ideales Vehikel für eine Diva, männlich oder weiblich. Er liefert mir einen großartiges Material-Steinbruch für Angeberei und nimmt das Unglaubliche als gegeben, als selbstverständlich an. – Gerald Barry

Alice’s Adventures Under Ground wird am 4., 6., 8., und 9. Februar zweimal pro Tag von einer Doppelbesetzung aufgeführt. Die Koproduktion mit der Netherlands Opera und der Irish National Opera wird zu einem späteren Zeitpunkt in Amsterdam und Irland gespielt.

Werk der Woche – Rodion Shchedrin: Beethovens Heiligenstädter Testament

Zum Beethoven-Jahr spielt das Sibelius Academy Orchestra am 1. Februar 2020 Beethovens Heiligenstädter Testament von Rodion Shchedrin. Unter der Leitung von Sakari Oramo ist dieses Werk im Abschlusskonzert des Sibafestes in Helsinki gemeinsam mit Stücken von Kaija Saariaho und Gustav Mahler zu hören.

Im Jahr 1802 schrieb Ludwig van Beethoven an seine Brüder Karl und Johann einen Brief, in dem er die Auswirkungen seiner fortschreitenden Ertaubung beschrieb: „O ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misanthropisch haltet oder erkläret, wie unrecht tut ihr mir. Ihr wisst nicht die geheime Ursache von dem, was euch so scheinet (…)“. Mit diesen Worten begann Beethoven dieses bewegende Dokument, das nach seinem Tod „Heiligenstädter Testament“ genannt wurde.

Rodion Shchedrin - Beethovens Heiligenstädter Testament

Shchedrin komponierte im Jahr 2008 eine Konzertouvertüre als Auftragskomposition für das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Dieses Stück reflektiert auf beeindruckende Weise die Klage Beethovens und besitzt die gleiche Orchesterbesetzung wie dessen 3. Sinfonie „Eroica“.

Wenn der Komponist von einer Emotion, einem Gedanken oder einer Idee des großen allgemein menschlichen Klanges besessen ist, dann wird ein Werk geboren, das alle, die es anrühren, mitzureißen vermag. – Rodion Shchedrin

Am 21. und 23. Februar 2020 wird das Orquesta Sinfónica Nacional de México unter der Leitung von James Burton Beethovens Heiligenstädter Testament von Shchedrin erstmals in México aufführen. Die Bielefelder Philharmoniker eröffnen ihr Konzert am 9. Februar 2020 mit dem Praeludium von Shchedrin – ebenfalls ein Werk mit Beethoven-Bezug. Es ist ein Vorspiel zur 9. Sinfonie und zitiert Klangfarben und Harmonien aus dem berühmten Werk.

Werk der Woche – Erich Wolfgang Korngold: Violanta

Am 21. Januar 2020 wird die Oper Violanta von Erich Wolfgang Korngold erstmals in Italien aufgeführt werden. Bei der Produktion am Teatro Regio Torino dirigiert Pinchas Steinberg, Pier Luigi Pizzi führt Regie.

Korngold komponierte die Oper in einem Akt im Alter von 17 Jahren und stellte sie 1915 fertig. Zu den ersten Hörern des Werkes im privaten Rahmen gehörte der Intendant des Münchener Hoftheaters, Clemens von Franckenstein, der 1916 die Uraufführung an der renommierten Bühne der Bayerischen Landeshauptstadt initiierte. Die Handlung der Oper nach dem Libretto von Hans Müller-Einigen spielt im Venedig des 15. Jahrhunderts. Es ist Karneval. Simone Trovai, der Hauptmann der Venezianischen Republik, ruft seine Soldaten zur Ordnung und schickt seine Mägde auf die Suche nach seiner Gemahlin Violanta, die sich in das bunte Treiben gestürzt hat…

Erich Wolfgang Korngold – Violanta: Karneval in Venedig

Die Verbindung zwischen Liebe und Tod kommt im Karnevalslied zum Ausdruck, das sich wie ein Leitmotiv durch das gesamte Stück zieht. Die Feiernden singen es ausgelassen, aus Violantas Mund klingt es hingegen bedrohlich. Und kündet es mit den Worten „aus den Gräbern selbst die Toten tanzen heute Brust an Brust“ nicht schon zu Beginn von einer Bluttat?

Musik ist Musik, ob sie für die Bühne, das Dirigentenpult oder fürs Kino ist. Die Form mag sich ändern, die Art, sie zu notieren, mag unterschiedlich sein, aber der Komponist darf keinerlei Zugeständnisse machen in Bezug auf das, was er für seine eigene musikalische Überzeugung hält. – Erich Wolfgang Korngold

Bis zum 28. Januar werden vier weitere Aufführungen von Violanta im Teatro Regio Torino (Italien) folgen. Die nächsten Korngold-Opernpremieren werden im April zwei Produktionen von Die tote Stadt in Schwerin und Ostrava sein.

Werk im Fokus – Pēteris Vasks: The Fruit of Silence

Am 22. Dezember wird der Antwerpener Kathedralchor The Fruit of Silence von Pēteris Vasks in der Liebfrauenkathedrale Antwerpen aufführen. In der zu hörenden Fassung für gemischten Chor und Streichorchester ist das Werk auf Worte von Mutter Teresa eine ebenso eindrückliche weihnachtliche Meditation wie in seinen anderen Erscheinungsformen.

Gerne überraschte Mutter Teresa ihre Gesprächspartner damit, dass sie ihnen anstelle einer herkömmlichen Visitenkarte ein kleines Kärtchen überreichte, auf dem ein kurzer Text zu lesen war, beginnend mit der Zeile "The fruit of silence is prayer". 2013 vertonte Vasks dieses Friedensgebet der Mutter Teresa im Auftrag des Schleswig-Holstein Musik Festivals ursprünglich für gemischten Chor a cappella und Klavier in Form eines dichtgewobenen elegischen Klangstroms. Von dieser Komposition existieren verschiedene Fassungen: a cappella, mit Orchester und sogar wortlos als Streichquartett und Klavierquintett.

Pēteris Vasks – The Fruit of Silence: starke Worte stärken

The Fruit of Silence ist eine sehr ruhige Meditation über eine Straße, auf der fünf Straßenschilder stehen: Gebet, Glaube, Liebe, Dienen und Frieden. Der Komponist unterstreicht durch die mehrfache Ausgestaltung dieser zentralen Wörter „prayer“, „faith“, „love“, „service“ und „peace“ deren Bedeutung, wobei der musikalische Höhepunkt auf dem Wort „peace“ liegt.
Stille ist eine wunderschöner geistiger Zustand, der auch in Musik ausgedrückt werden kann. Ich habe das Gefühl, dass die Ereignisse in der Welt langsam einen Verlust des Fundaments unter unseren Füßen bewirken. Möge Gott dafür sorgen, dass die Schrecken, die wir in der Ukraine und im Nahen Osten erleben, gelöscht werden können, denn andernfalls werden wir in diesem Feuer eingeäschert werden. Jeder von uns kann etwas tun um diese Verrücktheit zu stoppen. Lasst uns einander gute und liebevolle Worte sagen, denn sie haben große Kraft. Jedes Lächeln, jedes Wort, das mit Liebe gesprochen wurde, jede Zärtlichkeit – glauben Sie mir, das ist tausendfältige Kraft. – Pēteris Vasks

In 2020 wird schon eine weitere Fassung, für Chor und Orgel, veröffentlichen. Auch in anderen Werken meditiert Vasks über die Welt. Zu hören sind solche stillen Stücke etwa im Januar mit dem Sinfonieorchester Wuppertal mit Vientuļais eņǵelis (Einsamer Engel) in Wuppertal und Hattingen. Das Theater Schweinfurt zeigt im Februar an mehreren Abenden Ballettfassungen von Baltā ainava (Weiße Landschaft. Winter).

 

Foto: Adobe Stock / delbars

 

Werk der Woche – Mahler/Mengelberg: Symphonie Nr. 10

Eine Wiederentdeckung nach 95 Jahren: Willem Mengelberg war ein enger Freund von Gustav Mahler und widmete sich als Chefdirigent des Concertgebouw-Orchesters intensiv der Pflege von Mahlers Kompositionen. 1924 präsentierte er in Amsterdam seine Fassung der unvollendeten „Zehnten“ als Symphonie Nr. 10 – Adagio und Purgatorio. Nun wird das Hong Kong Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Jaap van Zweden die Symphonie am 13. Dezember zum ersten Mal seit Mengelbergs Uraufführung zu Gehör bringen.

Während Mahler im Sommer 1910 in seinem „Komponierhäusl“ in Toblach in Südtirol an dem neuen Werk schrieb, begann seine Frau Alma während ihrer Kur in der Steiermark ein Verhältnis mit dem jungen Architekten Walter Gropius. Mahler erfuhr davon, fiel in tiefe Verzweiflung, lag oft weinend in seinem Häuschen und suchte sogar Hilfe bei Sigmund Freud. Die Zehnte ist eine verzweifelte Liebeserklärung an seine „Almschi“, wie er seine Frau nannte.

Mahler/Mengelberg – Symphonie Nr. 10: vom skizzierten Particell bis zur Partitur

Mahler starb, bevor er die Vollendung der Zehnten angehen konnte und übergab Alma die Entwürfe zur freien Verfügung. Dabei handelte es sich um fünf Sätze in verschiedenen Arbeitsstadien: vom skizzierten Particell bis zur instrumentierten Partitur. Die Mitte des Werks bildet das kurze Purgatorio (ein Intermezzo-Allegro), umrahmt von zwei ausschweifenden Scherzi (jeweils etwa 12 Minuten lang) und – als äußerer Klammer – zwei wild bewegten Adagio-Sätzen (jeweils etwa 25 Minuten lang). Eine Endfassung existiert von keinem der Sätze. Alma beauftragte Mahlers engen Freund Mengelberg, zwei Sätze der Symphonie Nr. 10 zu vollenden. Sie gewährte ihm, Stellen zu ändern, an denen es ihm wichtig erschien. Diese Freiheit zeigt sich in seiner Fassung: Er verdoppelte und verstärkte nicht nur bestimmte Teile, sondern fügte dem dritten Satz, Purgatorio, neu komponierte Teile hinzu. Heute existieren mehrere aufführbare Fassungen von Mahlers Symphonie Nr. 10, wovon die Vollendung durch Mengelberg die erste war.

Der Wiederaufführung in Hong Kong folgt noch ein zweites Konzert am 14. Dezember an gleicher Stelle. Im Januar 2020 spielt das Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam unter van Zwedens Leitung die Fassung ebenfalls zweimal. Premieren in Ländern wie Deutschland und den USA stehen noch aus.

Werk der Woche – Anno Schreier: Der Zauberer von Oz

Am 8. Dezember wird das Theater Aachen Der Zauberer von Oz von Anno Schreier zur Uraufführung bringen. Die Leitung des Sinfonieorchesters Aachen übernimmt Generalmusikdirektor Christopher Ward. Es inszeniert Ute M. Engelhardt.

Ein Wirbelsturm weht die kleine Dorothy aus Kansas in das fantastische Land von Oz. Zusammen mit ihren Freunden – dem  Blechmann, der Vogelscheuche und dem Löwen – sucht sie den Zauberer, der ihr helfen soll, nach Hause zu kommen. Dafür braucht es weniger Magie als die Fähigkeit, an sich selbst zu glauben.

Die Familienoper erzählt die berühmte Geschichte nach dem Roman von Lyman Frank Baum in einer neuen Version, in der sich der Komponist frei beweget. Genau wie auf Dorothys Reise fantastische und unvorhersehbare Dinge passieren, ist auch die Musik voller Überraschungen. So vereinen sich im Zauberland von Oz verschiedenartige Stile von Barockmusik, über Country bis Reggae. Der Zauberer von Oz ist ein Stück über das Erwachsenwerden und darüber, wie mit Fantasie Probleme gelöst werden können.

Anno Schreier – Der Zauberer von Oz: Ein Zauberer nimmt seine Zuhörer auf eine wunderbare Reise
Wenn ich mich selbst mit einer der agierenden Figuren beschreiben müsste, würde ich mich zunächst als mutlosen Löwen bezeichnen, der am Anfang eines Projekts nicht auf seine eigenen Kräfte vertraut. Doch dann werde ich zu Dorothy, die nach Verbündeten sucht und es mit Hexen und Hammerköpfen aufnehmen kann. Als Komponist versuche ich auch ein Zauberer zu sein, der seine Zuhörer mit auf eine wunderbare Reise nimmt.  – Anno Schreier

Am Theater Aachen werden bis zum 12. März 2020 noch neun weitere Aufführungen von Der Zauberer von Oz folgen.

 

Werk der Woche – Christian Jost: The Woman in the Gardens of Suzhou

Am 1. Dezember feiert das Orchesterwerk The Woman in the Gardens of Suzhou von Christian Jost in der Congresshalle Saarbrücken seine deutsche Erstaufführung. Die Leitung des Saarländischen Staatsorchesters übernimmt Jonathon Heyward.

Das Auftragswerk des Suzhou Symphony Orchestra wurde, passend zu seinem Titel, am 27. November des vergangenen Jahres in Suzhou, China uraufgeführt. Mit The Woman in the Gardens of Suzhou dürfen wir in das Reich der Mitte eintauchen. Die klassischen Gärten von Suzhou sind ein UNESCO-Weltkulturerbe, das neun Gärten umfasst. In seiner etwa viertelstündigen Komposition fängt Jost die Pracht der Gärten und ihrer Architektur ein und zeigt darin die Schönheit der chinesischen Kultur.

Jost ist der diesjährige „Artist in Focus“ des Saarländischen Staatsorchesters. Er wird dort als Komponist porträtiert und dirigiert auch, u.a. Erich Wolfgang Korngolds Sinfonie in fis.

Christian Jost – The Woman in the Gardens of Suzhou: Vermittlung von Inhalt
Titel sind sehr wichtig für mich, weil ich damit einen bestimmten Assoziationsraum für die Hörer schaffen möchte. Ich beschäftige mich immer weniger damit, welche Töne ich komponieren möchte. Es geht mir viel mehr um Vermittlung von Inhalten als um Konstellationen, die dann eine abstrakte Größe haben. Beim Hören von zeitgenössischer Musik nimmt man vieles in einem größeren Bogen wahr. Eine komplexe Struktur hört man in einem größeren Bild. Dieses größere Bild braucht in erster Linie einen wirklich starken und spannenden Inhalt. – Christian Jost

Eine weitere Aufführung von The Woman in the Gardens of Suzhou folgt am 2. Dezember. Das nächste Konzert im Rahmen von „Artist in Focus“ findet am 16. Februar 2020 statt, bei dem Christian Jost seine Stücke Lovers – Sky Song und Dichterliebe dirigieren wird.

Foto: Joe Quiao