Werk der Woche – Andrew Norman: Sustain

Am 20. November feiert Sustain von Andrew Norman im Barbican Centre London seine europäische Erstaufführung. Bei dem Gastspiel des Los Angeles Philharmonic steht der Chefdirigent des Orchesters Gustavo Dudamel am Pult.

Norman schrieb Sustain in einem Zeitraum von mehreren Monaten, denen ein jahrelanger Reifeprozess und eine Phase des Ausprobierens vorausgegangen war. Das 40-minütige Stück soll nach dem spielerisch-technisch geprägten Zyklus Play einen gedanklichen Wandel markieren und die Beziehung der Menschheit zur Natur behandeln. Gleichsam wie eine sich verengende Spirale beschäftigt sich das Stück mit Fragen über das Wesen der Zeit, von der flüchtigen Präsenz eines Pieps bis zu Geburt und Tod der Sterne. In dieser Spirale wiederholt sich dieselbe Musik zehnmal hintereinander wobei jede Wiederholung ungefähr dreimal schneller als zuvor ist. Anfangs braucht es viele Minuten, um sich zu entfalten, zur Mitte des Stücks jedoch verfliegt alles in Sekunden.

Andrew Norman – Sustain: wie die Erde uns hält und erhält
Die ganze Arbeit, die ich mit langen musikalischen Zeiträumen und geologisch entfaltenden Klangprozessen machte, war in vielerlei Hinsicht mein Versuch, uns, die Zuhörer, in Bezug zu Dingen in der Natur zu setzen, die unfassbar größer und länger sind als wir. Und wenn da ein Gefühl der Trauer oder des Verlusts ist, das diese Musik durchdringt, so kommt das von dem Wissen, dass wir in diesem kritischen Moment unserer Geschichte nicht genug tun, um den Planeten zu erhalten, der uns erhält, dass wir unser Zuhause nicht vorbereiten für diejenigen, die es in den nächsten Hundert, Tausend oder Millionen Jahren bewohnen werden. – Andrew Norman

Einen Tag vor Sustain gelangt am 19. November Sacred Geometry mit dem BBC Symphony Orchestra in London zur britischen Erstaufführung. Mehr Musik von Norman in Europa ist in dieser Woche am 21. Dezember mit Try im finnischen Lahti zu hören.

 

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