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Work of the Week – Luigi Nono: Intolleranza

A full year after the originally scheduled date, Salzburg Festival is presenting a new production of Intolleranza by Luigi Nono on 15 August. Directed by Jan Lauwers,  Sean Panikkar and Sarah Maria Sun will take the leading roles as 'the emigrante' and his fellow. In the pit, Vienna Philharmonic will be conducted by Ingo Metzmacher.

Intolleranza, composed in 1960/1961 is Luigi Nono’s first work for the stage. Its Italian description as Azione scenica underlines its renunciation of a narrative form of music theatre – the libretto has no coherent plot. Nono instead employs poems and documentary texts such as political interrogations and news headlines which are interwoven into the action as periodical highlights. Influences from Brechtian theatre are clearly recognisable, for example the audience becomes actively involved in what is happening on stage and is confronted by a question: under what conditions and against what political opposition is it possible to be consciously humane?

In eleven scenes, Nono describes the journey of the protagonist ‘emigrante’ on the way to his new homeland, making reference to contemporary and past historical events. The emigrante experiences a demonstration for peace, political interrogation and torture. Intolleranza is a politicalethical plea against violence, intolerance, discrimination and racism and has lost none of its relevance 50 years after its composition.
‘You, who shall resurface following the flood / in which we have perished, / remember / also the dark time / that you have escaped.’ (from the libretto)

After the opera was called Intolleranza 1960 at its world premiere, it has become common to add the current year to the work title. Wuppertal Opera is currently presenting a series of streamings, entitled Intolleranza 2021. The upcoming season will also see a number of stage performences with audience at Wuppertal.

 

 

Werk der Woche – Luigi Nono: Intolleranza

Ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Termin feiert Intolleranza von Luigi Nono am 15. August bei den Salzburger Festspielen Premiere. In der Inszenierung von Jan Lauwers sind Sean Panikkar und Sarah Maria Sun in den Hauptrollen als Flüchtling und dessen Gefährtin zu sehen. Es spielen die Wiener Philharmoniker und am Pult steht Ingo Metzmacher.

Das 1961 vollendete Intolleranza  ist Luigi Nonos erstes Bühnenwerk und verweist – als Azione scenica  bezeichnet – auf die Abkehr von einem erzählenden Musiktheater. Das Libretto ist keine zusammenhängende Geschichte; Nono verwendet vielmehr Gedichte und dokumentarische Texte wie politische Verhöre, Schlagzeilen oder Texte von Folterungen, die wie Schlaglichter das Geschehen begleiten. Deutlich sind Einflüsse des Brecht’schen Theaters erkennbar, indem das Publikum aktiv in das Geschehen einbezogen und vor die Frage gestellt wird, wie, unter welchen Bedingungen und gegen welche vor allem politischen Widerstände wahres, bewusstes Menschsein möglich ist.

In elf Stationen beschreibt Nono die Reise des Protagonisten auf dem Weg in seine Heimat, aus der er geflüchtet war. Dabei greift der Komponist auf damals gegenwärtige wie auch auf vergangene historische Ereignisse zurück. Der Protagonist durchlebt eine Friedensdemonstration ebenso wie ein polizeiliches Verhör, eine Folterung im Konzentrationslager und eine humanitäre Katastrophe durch eine Flutwelle auf seiner Flucht. Intolleranza ist ein politisch-ethischer Appell gegen Gewalt, Intoleranz, Diskriminierung und Rassismus und heute auf schockierende Weise ebenso gültig wie vor 60 Jahren.
„Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut / in der wir untergegangen sind / gedenkt / auch der finsteren Zeit / der ihr entronnen seid.“ (aus dem Libretto)

Nachdem Nono das Stück bei seiner Uraufführung Intolleranza 1960 bezeichnete, ist es üblich geworden, die Jahreszahl der jeweiligen Premiere an den Titel anzuhängen. Am Opernhaus Wuppertal läuft derzeit noch eine Serie von Streaming-Aufführungen unter dem Titel Intolleranza 2021. In der kommenden Spielzeit wird das Stück dort auch vor Publikum gespielt.

Foto: Luigi Nono 1961 (koloriert); © Archiv Schott Music