COM Praktikant

Werk der Woche – Thierry Pécou: Until the Lions

Am 21. März 2020 hätte die neue Oper Until the Lions von Thierry Pécou in Strasbourg ihre Uraufführung erlebt. Auch wenn die Proben nun wegen der SARS-CoV-2-Krise unterbrochen und die Premiere auf eine der folgenden Spielzeiten verschoben ist, möchten wir das Stück dennoch vorstellen. Bei der Produktion leitet Marie Jacquot das Orchestre Symphonique de Mulhouse, die indische Künstlerin Shobana Jeyasingh führt Regie und übernimmt die Choreographie. Die Opéra National du Rhin hat das Werk in Auftrag gegeben.


Until the Lions ist eine Adaptation des gleichnamigen Romans von Karthika Naïr. Der Titel stammt von einem bekannten afrikanischen Sprichwort: Solange die Löwen ihre Geschichte nicht selbst schreiben, werden nur die Jäger berühmt. In einer Abwandlung des großen hinduistischen Volksepos Mahabharata erteilt die indische Autorin in ihrem Buch den Frauen das Wort, die unter männlichem Machtmissbrauch und Krieg leiden.

Thierry Pécou – Until the Lions: Stimmen aus dem Mahabharata

Das Stück konzentriert sich auf eine Episode um die Prinzessin Amba, die vom unbesiegbaren Bhishma gedemütigt wurde und dank der Hilfe Shivas als männlicher Krieger wiedergeboren wird, um ihren Peiniger zu töten. Die Oper zeigt den Wahnsinn des Krieges, der zur völligen Zerstörung führt. In seiner Musik verwendet Pécou indische Elemente sowie solche des indonesischen Gamelans.

Auch wenn das Mahabharata aus dem Hinduismus kommt, ist seine Schönheit und sein tiefes Verständnis des Menschen universell und müsste nicht in Indien spielen. Aber weil ich ein Weltenbummler bin und einige aufregende Erfahrungen mit nordindischen Musikern gemacht habe, kommen einige indische Elemente sowie solche des indonesischen Gamelans vor. – Thierry Pécou

Werk der Woche – Joseph Haas: Die Hochzeit des Jobs

Am 15. März 2020 kommt die komische Oper Die Hochzeit des Jobs von Joseph Haas nach 60 Jahren erstmals wieder auf die Bühne. Die Premiere findet im Eduard-von-Winterstein Theater in Annaberg-Buchholz statt. Bei der Produktion dirigiert Naoshi Takahashi und Ingolf Huhn führt Regie.

Im Jahr 1944 erlebte die Oper in vier Akten und acht Bildern ihre Uraufführung an der Staatsoper in Dresden. Haas komponierte das Werk auf ein Libretto von Ludwig Andersen. Das Textbuch basiert auf der Jobsiade, einer Satire von Carl Arnold Kortum, einem Bochumer Bergarzt. Das Stück entstand im Jahr 1784 unter dem Titel: Leben, Meynungen und Thaten von Hieronymus Jobs dem Kandidaten, und wie er sich weiland viel Ruhm erwarb auch endlich als Nachtwächter zu Sulzburg starb.

 Joseph Haas – Die Hochzeit des Jobs: die Jobsiade

Die Handlung spielt in einem süddeutschen Universitätsstädtchen am Anfang des 19. Jahrhunderts. Hieronymus Jobs ist ein leichtsinniger Student, der mit Schuldenmacherei seine Mitmenschen schädigt und einen von ihnen, den Tischlermeister, ins Verderben zu ziehen droht. Die volksweise Moral der Märchen: nach der das Gute belohnt und das Böse bestraft wird.

Die Gestaltung des Jobs-Stoffes, wie sie meinem Werk zugrunde liegt, strahlt jene Heiterkeit aus, welche die Drangsale und Leiden der Welt gewiss nicht übersieht oder leugnet, sie aber dank einer unbeirrbaren optimistischen Lebensauffassung wenigstens zu mildern, wenn nicht gar zu überwinden versucht. – Joseph Haas

Bis zum 15. Mai werden sieben weitere Aufführungen von Die Hochzeit des Jobs bei der Erzgebirgischen Philharmonie Aue in Annaberg-Buchholz folgen. Eine großartige Gelegenheit, diese Opern-Rarität wieder zu erleben!

Werk der Woche – Stefan Johannes Hanke: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

Am 8. März feiert die Kinderoper Der Teufel mit den drei goldenen Haaren von Stefan Johannes Hanke im Staatenhaus der Oper Köln ihre Premiere. Im Jahr 2011/12 schrieb der Komponist das Werk im Auftrag der Staatsoper Hannover; nun wird dieses Musiktheater für Menschen ab 7 Jahren nach Hannover, Dresden, Basel und München auch in Köln aufgeführt werden. Bei der Produktion dirigiert Rainer Mühlbach.

Auf das Libretto von Dorothea Hartmann komponierte Hanke eine rund einstündige Oper für fünf Sänger, einen Schauspieler und Instrumentalensemble. Das Textbuch folgt dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm, erzählt dieses aber frech und modern nach. Dazu mischt er musikalische Stile in eine Weise, die die dramaturgische Gestaltung der Handlung kommentiert, unterstützt und bisweilen konterkariert.

Stefan Johannes Hanke – Der Teufel mit den drei goldenen Haaren: das unmöglich Scheinende möglich machen

In das von Lethargie und Depression besessene Königreich tritt das Glückskind und befreit dieses von seinem desolaten Zustand. Durch Selbstvertrauen, Mut und Tatendrang schafft es das unmöglich Scheinende. Das Glückskind übersteht eine Begegnung mit drei Räubern im Wald, wagt sich in die Hölle hinab, um die drei goldenen Haare des Teufels zu erbeuten, zieht des Teufels Großmutter auf seine Seite, überlistet den Teufel und gewinnt schließlich die Prinzessin für sich.

Die neue Kinderoper enthält viele komische Momente mit großartigen theatralischen Effekten. Hankes moderat neu tönende Musik zeichnet dabei der unbefangene Umgang mit Musikstilen (von Arien-Schlüssen in Dur, über dissonante Intervallsprünge bis zu Folkloreeinsprengseln) aus, vor allem aber auch ein das Libretto sensibel und wirkungsvoll unterstreichender Zugriff. – Jutta Rinas (Peiner Allgemeine Zeitung)

Bis zum 18. April werden vierzehn weitere Aufführungen von Der Teufel mit den drei goldenen Haaren im Staatenhaus Köln folgen.

 

[embed]http://www.youtube.com/watch?v=lyiWXbu23LA[/embed]

Werk der Woche – Pierre Jalbert: Ephemeral Objects

Am 28. Februar feiert die Komposition Ephemeral Objects für Klavier und Violoncello von Pierre Jalbert ihre Uraufführung. Anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums hat die Middlebury Performing Arts Series das Stück in Auftrag gegeben. David Finckel (Cello) und Wu Han (Klavier) werden im Middlebury College, im US-Bundesstaat Vermont, das Werk spielen.

Jalbert sagt über Ephemeral Objects, es bestehe aus sieben kontrastierenden Sätzen, die einzeln, in bestimmten Gruppierungen oder als kompletter Zyklus aufgeführt werden können. Die Musik sei mal zeitlos schwebend, mal liedhaft oder wild wie in einem Scherzo. Auch könne man Einflüsse von französisch-kanadischen Volksliedern und gregorianischem Choral hören. Für experimentelle Klänge lotete Jalbert die klanglichen Möglichkeiten der Instrumente, inklusive Inside-Piano-Effekten, aus. Der letzte, rhythmisch treibende Satz führe das Stück seinem bravourösen Finale zu.

Starke Gestik und Vitalität zeichnen Pierre Jalberts Musik aus und ziehen den Hörer unmittelbar in ihren Bann. Durch ihre reichen Klangfarben und die üppige Harmonik ist sie dramatisch fesselnd, dabei jedoch stets logisch aufgebaut. – American Academy of Arts and Letters

Jalberts Kompositionsstil wurde von einer Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse geprägt: Seine Familie stammt aus Quebec, er selbst wuchs im nördlichen Vermont auf. Durch seine frühen Vorliebe für französische und englische Volkslieder sowie für katholische liturgische Musik entstand sein tiefer Respekt für eine Musik, die kraftvoll kommuniziert.

Am 1. März wird das Duo noch einmal Ephemeral Objects im Laidlaw Performing Arts Center der University of South Alabama spielen.

Werk der Woche – Christian Jost: Egmont

Am 17. Februar findet die Uraufführung der neuen Oper von Christian Jost, Egmont, in Wien statt. Zum Beethoven-Jahr 2020 hat der Intendant des Theaters an der Wien, Roland Geyer, das Werk in Auftrag gegeben. Michael Boder wird die Oper dirigieren, Regie führt Keith Warner und auf der Bühne stehen neben anderen Angelika Kirchschlager, Maria Bengtsson, Edgaras Montvida und Bo Skovhus. 

Egmont basiert auf dem gleichnamigen Trauerspiel von Goethe, zu dem Beethoven seine berühmte Egmont-Ouvertüre schrieb. Christoph Klimke und Jost haben ein neues Libretto verfasst und die Besetzung gegenüber dem Drama sechs Personen reduziert.

Die Handlung schildert den Aufstand der Niederländer gegen die spanische Herrschaft im 16. Jahrhundert. Prinz Egmont von Gaure wird darin als Verfechter von Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit gezeigt. Diese Themen haben Beethoven ein Leben lang beschäftig. Trotzdem werden in der Oper auch aktuelle Fragen und Konflikte verhandelt: Jost geht der Frage nach, inwieweit eine Gesellschaft manipulierbar ist und ab wann ein System unabhängig von seinen moralisch-ideologischen Werten zum Kippen gelangt. Das musikalische Material seiner Oper hat Jost in komplexer Dichte und mit vorwärts drängenden Rhythmen gestaltet.

 Christian Jost – Egmont: Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit

 In meiner Oper kommt auch ein ganz anderer Teil Beethovens vor: Ausschnitte aus seinem berührenden Brief „An die unsterbliche Geliebte“. In einem fragil ziselierten Stimmensatz führt uns der konstant sechsstimmige Chor ins Innere der Figuren und hinter die Masken ihrer gesellschaftlichen Funktionen. – Christian Jost

Vier weitere Aufführungen von Egmont werden bis zum 26. Februar im Theater an der Wien folgen. Am 30. März, sechs Wochen später, wird das Gran Théâtre de Genève eine weitere Oper von Jost zur Uraufführung bringen: Voyage vers l’espoir (Reise der Hoffnung). Die deutsche Erstaufführung von Egmont wird in der Spielzeit 2020/2021 am Theater Bielefeld zu sehen sein.

Werk der Woche – Julian Anderson: Litanies

Am 12. Februar wird Pascal Rophé ein Konzert des Orchestre National de Radio France mit dem Cellisten Alban Gerhardt als Solist dirigieren. Im Rahmen des Festival Présences findet in diesem Konzert die Uraufführung von Litanies für Cello und Orchester von Julian Anderson statt.

Litanies ist eine gemeinsame Auftragskomposition von Radio France, der Hong Kong Sinfonietta, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, des Norske Kammerorkester, des Swedish Chamber Orchestra und des Orchestre de Chambre de Lausanne. Dieses dritte Solokonzert von Anderson folgt auf das Violinkonzert In Lieblicher Bläue und The Imaginary Museum für Klavier und Orchester.

Der traditionellen dreiteiligen Liedform folgend, wenn auch ohne Pause, weist das Konzert einen zentralen langsamen Abschnitt mit lyrischen Passagen auf, die die gesanglichen Qualitäten des Instruments ausschöpfen. Der Choral am Ende dieses Abschnitts wurde in Erinnerung an Andersons verstorbenen Freund, dem Komponisten und Dirigenten Oliver Knussen, geschrieben. Die schnelleren Eröffnungs- und Schlussteile stehen dieser zentralen Bewegung gegenüber und schließen mit einem lebhaften Finale, das seine Inspiration aus dem Tanz nimmt.

Julian Anderson – Litanies: “incantatoire Stil”

Der zentrale langsame Abschnitt geriet mir zu einem ausgedehnten Trauergesang. Bis zu einem gewissen Grad drängte sich der beschwörende, incantatorische Charakter der Musik mehr und mehr in den Vordergrund. Litanies ist mein Beitrag zu dem sogenannten “style incantatoire”. – Julian Anderson

Im Verlauf des Frühjahrs folgen weitere Aufführungen von Litanies mit Alban Gerhardt: bei der Hong Kong Sinfonietta (21. März), dem City of Birmingham Symphony Orchestra (2. April) und beim Norske Kammerorkester (12. Mai).

Werk der Woche – Gerald Barry: Alice’s Adventures Under Ground

Am 3. Februar wird die Oper Alice’s Adventures Under Ground von Gerald Barry im Royal Opera House ihre szenische Uraufführung erleben. Bei der Produktion dirigiert Thomas Adès, Antony McDonald führt Regie. Barry komponierte die Oper zwischen 2013 und 2015 für eine konzertante Uraufführung mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra.

Alice’s Adventures Under Ground ist Barrys sechste Oper. Vorausgegangen war The Importance of Being Earnest nach Oscar Wilde wird seit seiner Uraufführung 2011 regelmäßig auf der ganzen Welt aufgeführt. Die Handlung von Alice’s Adventures Under Ground basiert auf den bekannten Büchern Alice’s Adventures in Wonderland und Through the Looking-Glass von Lewis Carroll. Der Komponist schrieb das Libretto selbst. Wie in der vorhergehenden Oper entkernt Barry die Handlung gründlich und zerlegt sie in ein einstündiges surreal-witziges Kondensat mit zugkräftiger Musik.

Gerald Barry – Alice’s Adventures Under Ground: eine surreale und witzige Geschichte

Der Roman ist von seiner Anlage her bereits dramatisch und ein ideales Vehikel für eine Diva, männlich oder weiblich. Er liefert mir einen großartiges Material-Steinbruch für Angeberei und nimmt das Unglaubliche als gegeben, als selbstverständlich an. – Gerald Barry

Alice’s Adventures Under Ground wird am 4., 6., 8., und 9. Februar zweimal pro Tag von einer Doppelbesetzung aufgeführt. Die Koproduktion mit der Netherlands Opera und der Irish National Opera wird zu einem späteren Zeitpunkt in Amsterdam und Irland gespielt.

Werk der Woche – Rodion Shchedrin: Beethovens Heiligenstädter Testament

Zum Beethoven-Jahr spielt das Sibelius Academy Orchestra am 1. Februar 2020 Beethovens Heiligenstädter Testament von Rodion Shchedrin. Unter der Leitung von Sakari Oramo ist dieses Werk im Abschlusskonzert des Sibafestes in Helsinki gemeinsam mit Stücken von Kaija Saariaho und Gustav Mahler zu hören.

Im Jahr 1802 schrieb Ludwig van Beethoven an seine Brüder Karl und Johann einen Brief, in dem er die Auswirkungen seiner fortschreitenden Ertaubung beschrieb: „O ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misanthropisch haltet oder erkläret, wie unrecht tut ihr mir. Ihr wisst nicht die geheime Ursache von dem, was euch so scheinet (…)“. Mit diesen Worten begann Beethoven dieses bewegende Dokument, das nach seinem Tod „Heiligenstädter Testament“ genannt wurde.

Rodion Shchedrin - Beethovens Heiligenstädter Testament

Shchedrin komponierte im Jahr 2008 eine Konzertouvertüre als Auftragskomposition für das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Dieses Stück reflektiert auf beeindruckende Weise die Klage Beethovens und besitzt die gleiche Orchesterbesetzung wie dessen 3. Sinfonie „Eroica“.

Wenn der Komponist von einer Emotion, einem Gedanken oder einer Idee des großen allgemein menschlichen Klanges besessen ist, dann wird ein Werk geboren, das alle, die es anrühren, mitzureißen vermag. – Rodion Shchedrin

Am 21. und 23. Februar 2020 wird das Orquesta Sinfónica Nacional de México unter der Leitung von James Burton Beethovens Heiligenstädter Testament von Shchedrin erstmals in México aufführen. Die Bielefelder Philharmoniker eröffnen ihr Konzert am 9. Februar 2020 mit dem Praeludium von Shchedrin – ebenfalls ein Werk mit Beethoven-Bezug. Es ist ein Vorspiel zur 9. Sinfonie und zitiert Klangfarben und Harmonien aus dem berühmten Werk.

Werk der Woche – Erich Wolfgang Korngold: Violanta

Am 21. Januar 2020 wird die Oper Violanta von Erich Wolfgang Korngold erstmals in Italien aufgeführt werden. Bei der Produktion am Teatro Regio Torino dirigiert Pinchas Steinberg, Pier Luigi Pizzi führt Regie.

Korngold komponierte die Oper in einem Akt im Alter von 17 Jahren und stellte sie 1915 fertig. Zu den ersten Hörern des Werkes im privaten Rahmen gehörte der Intendant des Münchener Hoftheaters, Clemens von Franckenstein, der 1916 die Uraufführung an der renommierten Bühne der Bayerischen Landeshauptstadt initiierte. Die Handlung der Oper nach dem Libretto von Hans Müller-Einigen spielt im Venedig des 15. Jahrhunderts. Es ist Karneval. Simone Trovai, der Hauptmann der Venezianischen Republik, ruft seine Soldaten zur Ordnung und schickt seine Mägde auf die Suche nach seiner Gemahlin Violanta, die sich in das bunte Treiben gestürzt hat…

Erich Wolfgang Korngold – Violanta: Karneval in Venedig

Die Verbindung zwischen Liebe und Tod kommt im Karnevalslied zum Ausdruck, das sich wie ein Leitmotiv durch das gesamte Stück zieht. Die Feiernden singen es ausgelassen, aus Violantas Mund klingt es hingegen bedrohlich. Und kündet es mit den Worten „aus den Gräbern selbst die Toten tanzen heute Brust an Brust“ nicht schon zu Beginn von einer Bluttat?

Musik ist Musik, ob sie für die Bühne, das Dirigentenpult oder fürs Kino ist. Die Form mag sich ändern, die Art, sie zu notieren, mag unterschiedlich sein, aber der Komponist darf keinerlei Zugeständnisse machen in Bezug auf das, was er für seine eigene musikalische Überzeugung hält. – Erich Wolfgang Korngold

Bis zum 28. Januar werden vier weitere Aufführungen von Violanta im Teatro Regio Torino (Italien) folgen. Die nächsten Korngold-Opernpremieren werden im April zwei Produktionen von Die tote Stadt in Schwerin und Ostrava sein.

Werk im Fokus – Pēteris Vasks: The Fruit of Silence

Am 22. Dezember wird der Antwerpener Kathedralchor The Fruit of Silence von Pēteris Vasks in der Liebfrauenkathedrale Antwerpen aufführen. In der zu hörenden Fassung für gemischten Chor und Streichorchester ist das Werk auf Worte von Mutter Teresa eine ebenso eindrückliche weihnachtliche Meditation wie in seinen anderen Erscheinungsformen.

Gerne überraschte Mutter Teresa ihre Gesprächspartner damit, dass sie ihnen anstelle einer herkömmlichen Visitenkarte ein kleines Kärtchen überreichte, auf dem ein kurzer Text zu lesen war, beginnend mit der Zeile "The fruit of silence is prayer". 2013 vertonte Vasks dieses Friedensgebet der Mutter Teresa im Auftrag des Schleswig-Holstein Musik Festivals ursprünglich für gemischten Chor a cappella und Klavier in Form eines dichtgewobenen elegischen Klangstroms. Von dieser Komposition existieren verschiedene Fassungen: a cappella, mit Orchester und sogar wortlos als Streichquartett und Klavierquintett.

Pēteris Vasks – The Fruit of Silence: starke Worte stärken

The Fruit of Silence ist eine sehr ruhige Meditation über eine Straße, auf der fünf Straßenschilder stehen: Gebet, Glaube, Liebe, Dienen und Frieden. Der Komponist unterstreicht durch die mehrfache Ausgestaltung dieser zentralen Wörter „prayer“, „faith“, „love“, „service“ und „peace“ deren Bedeutung, wobei der musikalische Höhepunkt auf dem Wort „peace“ liegt.
Stille ist eine wunderschöner geistiger Zustand, der auch in Musik ausgedrückt werden kann. Ich habe das Gefühl, dass die Ereignisse in der Welt langsam einen Verlust des Fundaments unter unseren Füßen bewirken. Möge Gott dafür sorgen, dass die Schrecken, die wir in der Ukraine und im Nahen Osten erleben, gelöscht werden können, denn andernfalls werden wir in diesem Feuer eingeäschert werden. Jeder von uns kann etwas tun um diese Verrücktheit zu stoppen. Lasst uns einander gute und liebevolle Worte sagen, denn sie haben große Kraft. Jedes Lächeln, jedes Wort, das mit Liebe gesprochen wurde, jede Zärtlichkeit – glauben Sie mir, das ist tausendfältige Kraft. – Pēteris Vasks

In 2020 wird schon eine weitere Fassung, für Chor und Orgel, veröffentlichen. Auch in anderen Werken meditiert Vasks über die Welt. Zu hören sind solche stillen Stücke etwa im Januar mit dem Sinfonieorchester Wuppertal mit Vientuļais eņǵelis (Einsamer Engel) in Wuppertal und Hattingen. Das Theater Schweinfurt zeigt im Februar an mehreren Abenden Ballettfassungen von Baltā ainava (Weiße Landschaft. Winter).

 

Foto: Adobe Stock / delbars