Christopher Peter

Igor Strawinsky: 50. Todestag am 6. April

Wir gedenken des großen Komponisten Igor Strawinsky (1882–1971) zu seinem bevorstehenden 50. Todestag am 6. April. Wir sind stolz darauf, dass Schott mit L’Oiseau de feu (Der Feuervogel), Symphonie en ut, Symphony in Three Movements und dem Violinkonzert einige seiner bekanntesten Werke veröffentlicht hat.

Es ist schwer, über einen der größten Künstler aller Zeiten etwas zu schreiben, das nicht schon zuvor gesagt worden ist. Es ist aber faszinierend, wie viele zeitgenössische Komponisten, ungeachtet ihres Personalstils, eine starke Verbindung zu Strawinsky
verspüren. Vielleicht weil seine kompositorische Stimme so mächtig und unverwechselbar ist, dass sie in jeder seiner unterschiedlichen Stilphasen durchscheint. In der Musikwelt von heute erinnert uns Strawinsky daran, Fragen der Ästhetik nicht zu verabsolutieren, sondern über den musikalischen Stil hinauszublicken.

"Der Rosenkavalier" an der Bayerischen Staatsoper: Online-Uraufführung der reduzierten Fassung

Am 21. März 2021 feiert Der Rosenkavalier von Richard Strauss an der Bayerischen Staatsoper München Premiere. Es ist gleichzeitig die Uraufführung der neuen Fassung für eine kleinere Orchesterbesetzung von Eberhard Kloke, die sich an der Instrumentierung von Ariadne auf Naxos orientiert.  Die Inszenierung von Barrie Kosky wird mit Spannung erwartet. In den Hauptrollen der hochkarätig besetzten Produktion sind Marlis Petersen als Feldmarschallin, Christof Fischesser als Baron Ochs von Lerchenau, Katharina Konradi als Sopie, Samantha Hankey als Octavian und Johannes Martin Kränzle als Herr von Faninal zu erleben. Am Pult steht Vladimir Jurowski.

Der Bearbeiter Eberhard Kloke über seine neue Fassung:

Bei der vorgenommenen Transkription geht es um eine Veränderung des Klangbildes und damit der Klangstruktur innerhalb des Orchesters sowie der Balance zwischen Bühne und Orchester.


Im Vordergrund stehen besetzungstechnische Vorteile durch variable Besetzungsalternativen im Hinblick auf schlankere Stimmen. Das kommt wiederum der Textverständlichkeit und Transparenz zugute und entspricht damit auch grundsätzlich der musik-theatralischen Anlage des Stückes als Konversationsstück.


Die Orchesterbesetzung ist komprimiert auf die Stärke eines mittelgroßen Orchesters. Die Mischung und Balance zwischen Streichern und Bläsern wurde neu konzipiert. Der üppig-fette, durch wiederholte Parallelschaltung (Verdopplung) von Bläsern und Streichern verursachte Strauss-Klang wird an vielen Stellen aufgebrochen, um das Klangbild zu verschlanken und differenziertere Klangschärfung zu erreichen.


Somit wird sowohl Klangerweiterung als auch Klangverdichtung erzielt, der Instrumentationsgestus zielt auf weniger Mischklang zugunsten von extremeren Spaltklängen. Dabei weist der häufige Einsatz von Klavier, Harfe, Celesta und Harmonium immer auf klangliche Parallelitäten zum Ariadne-Orchester.



Die Premiere um 15:30 Uhr wird kostenfrei auf der Plattform Staatsoper.TV gestreamt und bei BR Klassik übertragen. Am 22. März wird die Aufzeichnung des Streams um 19:00 Uhr wiederholt.

 

Szenenfoto: © Bayerische Staatsoper / Wilfried Hösl
Portrait Eberhard Kloke: privat

Wilfried Hiller: 80. Geburtstag am 15. März

Frei von allen Zwängen der Avantgarde schuf Wilfried Hiller seine poetisch fantasievolle Musik. Eine besondere Bedeutung hatte die Zusammenarbeit mit dem Autor Michael Ende. Stücke wie Die zerstreute Brillenschlange (1979), Vier musikalische Fabeln (1980–1982), Der Goggolori (1982–1983) und Das Traumfresserchen (1989–1990) wurden zu Klassikern des zeitgenössischen Musiktheaters für Kinder.

2018 kam Hiller mit Momo nochmals auf einen Text von Ende zurück, doch er schrieb auch zahlreiche Bühnenwerke für Erwachsene, kammermusikalische Stücke, Solokonzerte, Chor- und Orchesterwerke. Er wurde mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet und ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste. Happy Birthday!

Aribert Reimann: 85. Geburtstag am 4. März

In seinem bisherigen Lebenswerk hat Aribert Reimann ein reiches Œuvre geschaffen, dessen Einfluss auf das zeitgenössische Musiktheater unbestritten ist. Sein unverwechselbarer Personalstil ist von strenger Logik, von hochkomplexen und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Klangstrukturen geprägt. Zugleich wohnt seiner Musik eine eindringliche Emotionalität inne, die das Publikum unmittelbar ergreift. Dies gilt für seine Instrumental- und Vokalwerke gleichermaßen, insbesondere für sein Opernschaffen, das zu dem bedeutendsten in der zeitgenössischen Musik zählt.

Seine Stoffe entnimmt Reimann meist der Weltliteratur, um sie in einzigartiger Weise seiner eigenen Musiksprache anzuverwandeln. Schott gratuliert Aribert Reimann sehr herzlich zum
85. Geburtstag!

Foto: Bernd Uhlig

Uraufführung eines Henze-Violinkonzerts im Livestream

Am 4. Februar 2021 gelangt die Konzertmusik für Violine und kleines Kammerorchester von Hans Werner Henze zur Uraufführung. Nachdem 2020 mehrere Konzerte abgesagt werden mussten, in dem das Stück hätte gespielt werden sollen, ist es nun in der Sendereihe "Horizonte" des Bayerischen Rundfunks zu hören. Unter der Leitung von Peter Tilling hat das Münchner Ensemble risonanze erranti das Werk im Studio eingespielt. Die Ur-Sendung um 22:05 Uhr am 04.02. gilt als Uraufführung.

Mit der Konzertmusik veröffentlicht Schott das bislang früheste Werk von Hans Werner Henze. Er schrieb es im Alter von 17 Jahren, noch bevor er sich mit Ende des Zweiten Weltkriegs sehr intensiv dem Komponieren widmen konnte und kurz darauf in den Verlag aufgenommen wurde.

Das Werk ist erkennbar von Paul Hindemith inspiriert. In der ausgesprochen kammermusikalischen Faktur übernehmen immer wieder Instrumente aus dem Ensemble – etwa Flöte, Trompete und die erste Violine I – solistische Passagen oder begleiten die Solovioline nur zu zweit oder zu dritt. Im Finale entspinnt sich aber zusehends ein "echtes" virtuoses Violinkonzert en miniature.

Porträt Hans Werner Henze: © Schott Music / Hans Kenner, 1955

World Premiere of an early Violin Concerto by Hans Werner Henze

On 4 February 2021, 21:05 GMT Konzertmusik for violin and small chamber orchestra by Hans Werner Henze will receive it's world premiere. After several attempts to perform the work had to be cancelled in 2020, the Bavarian Radio will broadcast a studio recording with Peter Tilling and the Ensemble risonanze erranti. This will officially mark the world premiere of the composition.

Konzertmusik is the earliest work composed by Hans Werner Henze and published by Schott: the concerto for violin and small chamber orchestra, written when he was only 17. It was not until the end of World War II that he was able to devote himself intensively to composition: a short time later, he was signed by Schott. The composition reveals its inspiration from Paul Hindemith. In its chamber music structure, a series of instruments from the ensemble including flute, trumpet and the first player of violin I repeatedly take on small solo passages and accompany the solo violin in groups of two or three. In the finale however, a ‘genuine’ virtuoso violin concerto unfolds in miniature.

Porträt Hans Werner Henze: © Schott Music / Hans Kenner

Neu bei Schott: Sebastian Hilli

Die Zusammenarbeit mit dem finnischen Komponisten beginnt mit seinen Orchesterwerken Peach für das Finnish Chamber Orchestra und Miracle für das Finnish Radio Symphony Orchestra. Es folgen Auftragskompositionen für das Ensemble Musikfabrik, das Uusinta Ensemble, das Time of Music Festival, das Gaudeamus Festival, das IRCAM und die International Ensemble Modern Academy.

Der 1990 in Helsinki geborene Hilli gehört zur schwedischen Minderheit Finnlands und hat als eine bemerkenswerte Stimme der europäischen Neuen Musik von sich reden gemacht. Davon zeugen Auszeichnungen wie der Teosto Prize, der Gaudeamus Award und Preise beim International Rostrum of Composers sowie beim Toru Takemitsu Kompositionswettbewerb.

Tervetuloa! Willkommen bei Schott, Sebastian Hilli!

 

 

Alvin Singleton 80

Der US-Amerikanische Komponist Alvin Singleton wird am 28. Dezember 80 Jahre alt. Er hat weltweit mit großen Orchestern zusammengearbeitet und bedeutende Werke für Kammer- und Vokalensembles sowie für das Theater geschrieben. Seine Argoru-Stücke werden auf der ganzen Welt gespielt.

Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen ein Guggenheim-Stipendium, Aufträge der Serge Koussevitzky Music Foundation, der Kranichsteiner Musikpreis der Stadt Darmstadt, der Musikprotokoll-Kompositionspreis des österreichischen Rundfunks, der Mayor’s Fellowship in the Arts Award der Stadt Atlanta und ein Stipendium der National Endowment for the Arts. 2014 wurde Singleton in die American Academy of Arts and Letters gewählt.

Wir wünschen ihm alles Gute zum Geburtstag!

Frank Zappa 80

Zu seinem 80. Geburtstag am 21. Dezember 2020 erinnern wir uns an den Komponisten Frank Zappa, einen der unkonventionellsten Künstler des 20. Jahrhunderts und längst zur Kultufigur geworden. Vor wenigen Tagen ist ein Biopic über ihn erschienen, das auf den gängigsten Streaming-Plattformen zu sehen ist. Am besten lässt er sich aber mit seinen eigenen Worten charakterisieren. In "The Real Frank Zappa Book" beleuchtet er seinen kreativen Schaffensprozess:
"In meinen Kompositionen setze ich ein System der Gewichtungen, Balancen und maßvollen Spannungen und Entspannungen ein. Dies lässt sich am besten durch den Vergleich mit einem Calder-Mobile illustrieren: Ein im Raum baumelnder, an zwei durch Draht verbundene Metallkügelchen befestigter Schokoriegel, der sich wie durch ein Wunder in Balance mit zwei metallischen Klabusterbeeren am anderen Ende befindet.“

Zappa starb im Alter von 53 Jahren an einer Krebserkrankung. Das Aufführungsmaterial seiner Ensemble- und Orchesterwerke wird exklusiv von Schott New York vertrieben.

Eugène Ysaÿe: Erstveröffentlichung einer wieder entdeckten Solo-Sonate für Violine

Schott Music präsentiert die Erstveröffentlichung der „Sonate posthume“ op. 27bis des belgischen „Königs der Violine“, Eugène Ysaÿe. Sie entstand im Umfeld von Ysaÿes berühmten Zyklus aus sechs Solo-Sonaten für Violine und ist diesen künstlerisch ebenbürtig. Fast hundert Jahre musste das Violinrepertoire ohne dieses Werk auskommen, bis es kürzlich in einem Konvolut der Bibliothek des Koninklijk Conservatorium in Brüssel übergeben wurde. Dem Violinisten Philippe Graffin gelang es im Jahr 2018, Lücken in den 1923 entstandenen Kompositionsskizzen zu schließen und das Werk im Brüsseler Kulturzentrum BOZAR zur Uraufführung zu bringen. Die Notenausgabe ist soeben in der Schott-Violinbibliothek unter der Nummer VLB 226 erschienen.
„Es handelt sich hier um ein bei Ysaÿe einzigartiges, faszinierendes Experiment mit Doppelgrifftechniken auf der Violine. Und es ist schwer zu erklären, warum diese wundervolle Musik unvollendet geblieben ist und wie ein so schöner Satz wie die Canzona dem Repertoire für Violine für so lange Zeit vorenthalten blieb.“ – Philippe Graffin

Nach dem Tod des Komponisten gingen mehrere seiner Skizzenbücher in den Besitz nahestehender Wegbegleiter über. Besagtes Skizzenbuch wurde von dem englischen Violinisten Philip Newman aufbewahrt, der Ysaÿe besonders nahestand. Nach Newmans Tod im Jahr 1966 wurde ein großer Teil von dessen musikalischen Besitztümern an eine enge Freundin übergeben, der Violinistin Josette Lavergne aus Ostende. Inzwischen ist das Manuskript als „Lavergne-Manuskript“ bekannt und im Koninklijk Conservatorium in Brüssel archiviert.

[gallery link="file" size="medium" ids="73234,73235,73233"]

Das Skizzenbuch enthält Material aus der dritten, fünften und sechsten Solosonate sowie aus der Sonate op. 28 für Violoncello solo. Zudem gibt es einen gut lesbaren und klar notierten ersten Entwurf zu einem anderen Werk, bestehend aus drei aufeinander folgenden Sätzen, mit der Überschrift „6ème Sonate, à Quiroga“. Bei diesem Stück handelt es sich um einen früheren Versuch, den Zyklus aus sechs Sonaten mit einer Sonate in C-Dur/C-moll enden zu lassen. Demzufolge ist das vorliegende Werk im Umkreis der anderen Solosonaten entstanden und wurde wie diese im Sommer 1923 in Knokke-Le-Zoute geschrieben.